Kloster Arkadi

In allen Reiseführer-Charts gehört das Kloster Arkadi zu den Top Ten. Doch als wirklich große Sehenswürdigkeit werden Sie es nur erleben, wenn Sie etwas über seine Geschichte wissen und ihre Phantasie auf Hochtouren laufen lassen. Dann werden Sie verstehen, warum das Kloster Arkadi als Kretas Nationalheiligtum gilt.

Heute führen drei Asphaltstraßen auf die kleine, in 500 m Höhe gelegene Ebene hinauf, in deren Zentrum das sehr wehrhaft wirkende Kloster steht.

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Nun versetzen Sie sich einmal um etwa 150 Jahre zurück. Im Kloster lebten zahlreiche Mönche, bestellten die Felder auf der Ebene, hielten Hühner, Schafe und Ziegen, ernteten Oliven und pressten ihr eigenes Öl. Von der Küste führte nur ein Eselspfad herauf, die frommen Männer lebten in großer Stille und natürlich noch ohne elektrisches LIcht, sahen Küste und Meer von ihren Zellen aus nicht. Da drunten litten die Kreter unter der osmanischen Herrschaft und wünschten sich nichts sehnlicher, als sich dem seit 1829 von der Türkenherrschaft befreiten Griechenland anschließen zu dürfen. 'Freiheit oder Tod' lautete damals die Devise vieler Männer, die sich gegen die fremden Herren erhoben.

Am 1. Mai 1866 hatten sich erneut über 15 000 kretische Rebellen insgeheim getroffen, um den nächsten Aufstand zu planen. Sie wählten Führer für die verschiedenen Regionen Kretas. Als Anführer für die Provinz Rethymno bestimmten sie den amtierenden Abt des Klosters Arkadi. Bald darauf forderte der Pascha von Rethymno den Abt ultimativ auf, als Rebellenführer zurückzutreten - sonst würde das Kloster dem Erdboden gleichgemacht.

Abt Gavriil trat nicht zurück. Als der Pascha seine Drohung daraufhin im November wahrmachen wollte, verschanzten sich fast 1000 Menschen hinter den Mauern des Klosters. Nur 325 von ihnen waren bewaffnete Männer, die übrigen Frauen und Kinder. Stellen Sie sich also vor, welch Enge und welche Angst im Kloster herrschten, als die türkischen Truppen heran marschierten. Sie kamen durch die Schlucht, die Sie wahrscheinlich auch von der Küste her durchfahren haben.

Zwei Tage lang dauerten die Kämpfe, dann war klar: Arkadi war nicht zu halten. Daraufhin versammelten sich Frauen und Kinder im Pulvermagazin in der Südostecke des Konvents. Um nicht von den Soldaten des Paschas vergewaltigt und als Sklaven verkauft zu werden, ließen sie sich von einem Kämpfer namens Kostas Giamboudakis in die Luft sprengen. Sein Denkmal steht heute auf dem Hauptplatz von Rethymno, der Platia Tessaron Martyron. Die Männer kämpften bis zum letzten Atemzug. Insgesamt machten die Türken nur 14 Gefangene, mussten selbst aberetwa 1500 Gefallene beklagen.

Viele Tote hatten die Aufstände gegen die Osmanen immer wieder gefordert. Der Opfertod der Frauen und Kinder in Arkadi aber war etwas ganz Besonderes und machte endlich auch die Weltöffentlichkeit auf den kretischen Freiheitskampf aufmerksam. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht in Europa und Nordamerika. Berühmte Männer und Frauen wie der französische Schriftsteller Victor Hugo, der italienische Freiheitskampfer Garibaldi und die Amerikanerin Harriet Beecher-Stowe, Autorin von 'Onkel Tom's Hütte', forderten ihre Regierungen zur Unterstützung der Kreter auf.

Den europäischen Königshäusern saß freilich selbst das Gespenst bürgerlicher Revolutionen im eigenen Land im Nacken. Für ein freier Kreta mochten sie sich nicht sonderlich engagieren. Andererseits sahen sie natürlich die Möglichkeit zur Schwächung des ohnehin schon schwächelnden Sultans und des Osmanischen Reichs. So wurde eine Entwicklung eingeleitet, die 1898 zur weitgehenden Autonomie der Insel und 1913 endlich zum Anschluss ans freie Griechenland führte.

Heute sind die Spuren des damaligen Kampfes weitgehend beseitigt, ist das Kloster äußerlich längst vollständig wieder intakt. Sie betreten es durchs Hauptportal und sehen direkt vor sich die schöne Renaissance-Fassade der 1587 geweihten und 1927 wieder aufgebauten Klosterkirche. Das ehemalige Refektorium, also der Speisesaal des Klosters, und die Klosterküche wurden inzwischen auch wieder schön restauriert. Das Pulvermagazin, in dem Frauen und Kinder in die Luft gesprengt wurden, hat man hingegen dachlos belassen. Eine schlichte Gedenktafel, an der noch häufig frische Blumen abgelegt werden, erinnert an die Opfer von damals. Einige Mönchszellen wurden im alten Stil wieder hergerichtet und können besichtigt werden. Völlig neu gestaltet ist das Klostermuseum, dass neben schönen Ikonen auch Erinnerungsstücke an die damaligen Kämpfe zeigt.

Wenn Sie das Kloster verlassen, sehen Sie direkt gegenüber auf der anderen Seite des großen Parkplatzes einen freistehenden Bau, zu dem Stufen hinaufführen. Es ist die ehemalige Windmühle des Konvents. Sie dient jetzt als Beinhaus, in dem Schädel und Gebeine einiger der christlichen Opfer von 1866 verwahrt werden.

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