Die antike Stadt Gortys

Gut verborgen inmitten eines üppigen Olivenhains finden Sie die antike Stadt Gortys im Süden Kretas in der Messara-Ebene. Diese ist vor allem für die „Große Inschrift“ bekannt, die den ältesten Gesetzeskodex Europas darstellt.

Der Überlieferung nach wurde die Stadt von König Minos gegründet – wobei die archäologischen Funde auf eine erstmalige Besiedelung im Neolithikum hindeuten. Der antike Mythos hat diesen Ort als jenen markiert, an dem Zeus und Europa ihre Kinder Minos, Sarpedon und Rhadamantys zeugten. Der geschichtsträchtige Ort wird bereits seit 1884 von Archäologen freigelegt, die eine beeindruckende antike Welt an die Oberfläche zurückgebracht haben.

Sei es die frühchristliche Titus-Basilika aus dem sechsten Jahrhundert, das römische Odeion, der Apollon-Tempel oder das imposante Amphitheater – der Ausflug nach Gortys verspricht Ihnen eine spannende Zeitreise in eine antike Metropole, die sogar ihren Eingang in den Ilias-Mythos von Homer gefunden hat.

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Vom Eingang kommen Sie zunächst zur Titus-Basilika. aus dem 6. Jh. Ihre Apsismauern ragen noch in voller Höhe auf. Benannt ist sie nach einem Begleiter des Apostels Paulus, der hier im Jahr 59 missionierend predigte. Gortys war damals die römische Hauptstadt ganz Kretas, besaß drei Häfen und verdiente gut am Handel mit dem ebenfalls römischen Cyreneika, dem heutigen Libyen. Paulus weihte Titus, bevor er weiterzog, zum ersten Bischof der Insel. Schutzheiliger Kretas ist er bis heute.

Danach führt Sie der Weg zum römischen Odeon. In diesem Freilufttheater wurden vor 2000 Jahren Konzerte gegeben, Pantomimen und Singspiele aufgeführt. Hier finden Sie nun auch den - von Gittern vor Vandalen geschützten - archäologisch bedeutsamsten Fund von Gortys: die in Stein gemeißelten Gesetzestafeln aus der Zeit um 500 v.Chr. in griechischer Schrift. Erhalten blieben zwölf von einst 20 dieser Tafeln, die aus insgesamt 42 Steinblöcken bestehen. Der Gesetzestext zählt insgesamt etwa 17 000 Buchstaben. Die Schrift verläuft abwechseln von links nach rechts und dann spiegelverkehrt von rechts nach links. Die hier verfügten zivil- und strafrechtlichen Gesetze bildeten vor 2500 Jahren das Erb- und Familien-, Scheidungs- und Strafrecht des Stadtstaats. Diese Steinblöcke gehören somit also zu einem der ältesten 'Gesetzesbücher' der Welt.

Am Odeon endet für viele geführte Gruppen schon der Besuch von Gortys. Sie aber können noch ein paar Schritte weitergehen. Von der Rückseite des Odeons aus gelangen Sie auf eine kleine, parkähnlich gestaltete Terrasse. Auf ihr steht eine uralte, durch einen Zaun gesicherte Platane. Unter ihr sollen Zeus und Europa einen Sohn gezeugt haben: den sagenhaften Minos. Vielleicht legen Sie sich hier ja einmal ins Gras und stellen sich das Geschehen bildlich vor...

Zum Kassenhäuschen zurückgekehrt, muss Ihre Erkundung von Gortys noch lange nicht enden. Sie könnten jetzt noch etwa 60-75 Minuten lang durch den Olivenhain auf der anderen Seite der Hauptstraße wandern und dabei - wenn auch nur über Zäune hinweg - zahlreiche reizvoll verwunschene Ruinen aus römischer Zeit aufspüren.

Gehen Sie zunächst die Asphaltstraße, die gegenüber der Zufahrt zum Parkplatz beginnt, in Richtung des Dorfes Mitropoli. Gleich links schlägt ein Olivenbaum Kapriolen: Er hat eine antike Säule zwischen seine beiden Stämme genommen. Nach etwa 150 m beginnt rechts ein eingezäuntes Gelände. Sie sehen einen Rundbau mit acht apsidialen Nischen und Säulen, die auf pfeilerförmigen Basen stehen: wahrscheinlich handelt es sich dabei um ein Baptisterium, also ein frühchristliches Taufbecken für die Erwachsenentaufe.

Im eingezäunten Gelände schließen sich daran weiter südlich die Grundmauern einer fünfschiffigen frühchristlichen Basilika an, die von der Straße nach Mitropoli zerschnitten wird. Viele Säulen liegen herum, Kies auf grünen Netzen bedeckt schützend einfache Bodenmosaike.

Hier sollten Sie umkehren und in Richtung Parkplatz zurück gehen. Falls Sie noch mehr entdecken möchten, folgen Sie dem Feldweg, der nach rechts in den Olivenhain hineinführt. Sie werden auf die imposanten Überreste eines Theaters, eines römischen Apollontempels, eines Nymphäums, römischer Thermen im römischen Verwaltungsgebäude des Prätoriums und einen Tempel der Ägyptischen Götter stoßen. Aber wenn es sehr heiß ist, ist das wohl nur ein guter Rat für besonders Interessierte. Nehmen Sie auf jeden Fall ausreichend Trinkwasser mit!

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